Schabsheide
Projektlaufzeit: November 2024 - Februar 2025
Schutz und Weiterentwicklung der Trockenen Heide (LRT 4030) auf der "Schabsheide" bei Schwarzburg
Ausgangslage
Der Lebensraumtyp „Trockene Heiden“ umfasst baumarme oder -freie Flächen mit dominierenden kleinen Sträuchern, die an trockenen bis mäßig feuchten, nährstoffarmen Böden vorkommen. In Thüringen unterscheidet man zwischen Calluna-Heiden (Besenheide) in hügeligen Regionen und Beerstrauch-Heiden in Mittelgebirgen.
Das Projektgebiet mit ca. 15 ha liegt im FFH-Gebiet 153 „Schwarzatal ab Goldisthal mit Zuflüssen“ und im Vogelschutzgebiet (SPA) Nr. 28 „Nördliches Thüringer Schiefergebirge mit Schwarzatal“. Es gehört zum Naturpark „Thüringer Wald“ und ist teilweise als Trinkwasserschutzzone ausgewiesen. Die „Schabsheide“ wird als Entwicklungsfläche für den Lebensraumtyp „Trockene Heiden“ ausgewiesen.
Historisch entstand die Fläche durch das Weiden von Ziegen und Rindern. In den 1970er und 80er Jahren wurde sie militärisch genutzt zur Ausbildung von Grenzeinheiten der NVA. Nach der Wiedervereinigung lag die Heide brach, bis sie ab 1998 Teil der Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen für den Bau der Trinkwassertalsperre Leibis wurde. Verschiedene Maßnahmen zur Wiederherstellung der Heide, darunter Baumentnahmen, Entplaggen und Beweidung wurden durchgeführt. Die Sukzession und Wiederbewaldung konnten nur teilweise aufgehalten werden.
Geplaggte Teilfläche mit junger Besenheide, März 2024
Der letzte Eingriff auf einer Teilfläche erfolgte 2023. Es sind keine weiteren Maßnahmen geplant. Seitdem erfolgte keine Pflege des Gebiets, mit dem Ergebnis, dass sich Laubgehölze wie die Pionierart Birke, Fichtensukzession und Brombeergebüsch schnell wieder ausbreiten und der Lebensraum verloren geht. Ein Verlust der Entwicklungsfläche könnte kurz- bis mittelfristig eintreten, was negative Auswirkungen auf die geschützten Arten hätte.

Birken- und Brombeersukzession, Vergrasung auf der Schabsheide, Oktober 2023

Birkensukzession 2 bis 4 Meter, Oktober 2023

Verlauf des alten Weidezaunes, einsetzende Sukzession nach Einstellung der Beweidung, März 2024
Aktueller Stand und Zielstellung
In einem ersten Projektabschnitt wird im Winter 2024/2025 die schonende Entnahme dieser Sukzession mit Abtransport im südlichen Teil auf ca. 5 ha erfolgen. Die Arbeiten haben bereits begonnen und sollen vor der Balz der Auerhühner abgeschlossen sein.
In einem zweiten Projektabschnitt ab 2025 wird der Weidezaunbau für die gesamte Fläche angestrebt, um in den Folgejahren durch engmaschiges Weidemanagement einen effektiven Verbiss der wieder aufkommenden Sukzession und des Graswuchses durch eine kleine Gruppe anspruchsloser Highland Cattle-Rinder zu erreichen.
Ziel ist die Wiederherstellung eines Biotopmosaikes mit vitalen Heidebeständen, Feuchtflächen, Bergwiesen- und Gehölzinseln bei lockerer Bestockung mit einem Deckungsgrad von 0,5. Fledermäuse wie das Graue Langohr, Raufußhühner (Auerhuhn), Insekten und Reptilien profitieren von der aufgelichteten Heide.

Auflichtung des Birkenaufwuchses, Januar 2025

Abtransport des Schnittgutes über den vorhandenen Weg, Januar 2025
Fazit und Ausblick
Mit Abschluß des NALAP-Projektes wurde die südliche Teilfläche des ursprünglichen Projektgebietes entsprechend der FFH-Managementplanung und SPA-Managementplanung in einen annähernd optimalen Zustand des reich strukturierten Offenlandlebensraumes mit mosaikhafter Verzahnung von Trockener Heide, Bergwiese, Borstgrasrasen, Hochstaudenfluren, Zwergstrauchheiden, aufgelichteten Laub- und Nadelgehölzinseln versetzt. Damit wurden die Habitatbedingungen insbesondere für Wiesenbrüter, wie Heidelerche und Ziegenmelker, sowie Raufußhühner, vertreten durch das Auerhuhn, signifikant verbessert.
Dieser Zustand eines anthropogen entstandenen Lebensraumes ist ständiger Entwicklung unterworfen und ohne regelmäßige pflegerische Eingriffe nur kurzzeitig optimal ausgeprägt. Im Anschluss an die dokumentierten Erstpflegemaßnahmen des NALAP-Projektes ist deshalb unbedingt die weitere Offenhaltung auf dem erreichten Niveau zu sichern.
Die Pflege sollte sich primär an der historischen Nutzung orientieren.
Als optimal ist eine Hütehaltung mit Ziegen und Schafen anzusehen. Alternativ ist der Einsatz von Extensivrindern möglich. In beiden Fällen ist das Weidemanagement so auszurichten, dass ein Verbiss des Laubholzneuaustriebes im Frühjahr effektiv erfolgt und eine Überweidung der Heide im Spätsommer/Herbst vermieden wird.
Voraussetzung für eine Beweidung ist ein Weidezaun, der zuverlässig die Hütesicherheit gewährleistet. Die Abgelegenheit des Planungsgebietes hat bei der Projektentwicklung zu nur sehr verhaltenem Interesse von Weidetierhaltern geführt. Alternativ ist deshalb auch die wiederholte Mahd von stark zu Vergrasung neigenden Bereichen zu prüfen.
Zur Entwicklung der Behandlungseinheit BE 153-57 im FFH-Gebiet 153 werden zukünftig die Natura2000-Stationen Thüringer Wald und Obere Saale verstärkt zusammenarbeiten.

Selektive Entnahme von Birkenjungwuchs unter Schonung von Einzelbäumen zur Reduzierung des Stockausschlages, Februar 2025

Überblick über den östlichen Teil des Projektgebietes mit Solitärbäumen, Februar 2025

Alle Arbeiten wurden unter größtmöglicher Schonung des jungen Heidebestandes vorgenommen, Februar 2025

Westlicher Teil des Projektgebietes nach Freistellung, Februar 2025

Die Entbuschung sensibler Bereiche erforderte Verständnis für das Projektziel durch die Fa. Seifferth

Das Projektziel, ein strukturreicher Offenlandlebensraum des LRT Trockene Heiden wurde erreicht, Februar 2025
Fotos Susanne Bornkessel
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Nehmen Sie Kontakt auf:
Projektleiterin
Susanne Bornkessel
Telefon: 036704-82712
E-Mail:
Gefördert durch:
Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft
Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie, Naturschutz und Forsten
Hier investiert die Bundesrepublik Deutschland im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“.